Keine Energiewende ohne Biomasse

Die Fachvorträge im VHS-Regionaldialog über nachhaltige Investitionen in der Landwirtschaft sowie deren Finanzierung und Förderung waren wieder gut besucht und stießen auf reges Interesse. Ein Finanzexperte der Bayerischen Landesbank München, ein Agrarkundenberater und ein Fachmann von C.A.R.M.E.N. e.V.

Energieinvestitionen Agrar

Die Referenten des Abends, von links: Johannes Siwik von der Bayerischen Landesbank, Florian Gerauer von der Sparkasse Landshut, Christian Letalik von C.A.R.M.E.N. e.V.

aus Straubing, einer Beratungseinrichtung des Wirtschaftsministeriums, informierten aufgeschlossene Land- und Energiewirte. Im Focus standen Wärme aus Biomasse und deren Nutzung im Netzwerk, staatliche Fördermittel und günstige Darlehen. Laufend steigende Anforderungen an energetische Standards sowie günstige Zinsen laden zum zügigen Handeln ein. 

 

Christian Letalik von C.A.R.M.E.N. e.V. steht bei der Planung und Auslegung von Wärmeprojekten  Kommunen und Landwirten neutral beratend zur Seite. „Keine Energiewende ohne Wärmewende – und keine Wärmewende ohne Biomasse“ ist das Credo seiner Beratungstätigkeit. Dieses gelte zum einen wegen dem Klimaschutzeffekt, den der Brennstoff Holz neben anderen nachwachsenden Rohstoffen über den Kohlendioxidkreislauf erbringe. Zum anderen vor dem Hintergrund, dass Holz wegen vermehrtem Käferbefall der letzten Jahre in großem Umfang zur Verfügung steht. „Da verbrenne ich nicht Öl oder Gas aus fernen Ländern, wenn Holz aus den Wäldern der Region herumliegt und verfault“, unterstrich Letalik den Wirtschaftswert vor Ort. Er beschrieb die Funktion eines Holzvergasers, der neben 50 Prozent Wärmeausbeute noch weitere 30 Prozent erneuerbaren Strom bringe – und das über 8.000 Stunden im Jahr, womit man volatile Stromerzeugungsanlagen wie Windkraft und Fotovoltaik gut ergänzen könne, vor allem an windschwachen Wintertagen. Diese Kraft-Wärme-Koppelungsanlagen werden zwischen 30 und 45 Kilowatt elektrisch ausgelegt, was einer Gesamtwärmeleistung von 70 bis 100 Kilowatt entspricht. Für jedes Kilowatt elektrischer Leistung braucht man ein Kilo hochwertige Hackschnitzel in der Stunde. Der modulare Aufbau ermöglicht, zwei oder mehr Anlagen in Reihe zu schalten, was jedoch im Einzelfall gut zu prüfen sei, warnte Letalik, denn ein Holzvergaser solle zur optimalen Auslastung mindestens 6.000 Stunden im Jahr laufen und zur Ergänzung für den Bedarf im Wärmenetz vor allem im Winter wären ein einfacher Biomassekessel und Solaranlagen passend. Im Weiteren stellte der Fachberater kurz das Förderprogramm Bioklima vor: Hier fördert der Freistaat Biomasseanlagen ab 60 Kilowatt Nennwärmeleistung solo oder in Kombination mit Solarwärmeanlagen. Zur Auslegung und Förderung von Wärmeanlagen und –netzen verwies er neben der Beratung von C.A.R.M.E.N. e.V. auf ein Berechnungsprogramm, das man online auf deren Homepage finde und nutzen könne.

 

Investitionen optimal finanzieren und fördern

Wer seine investiven Maßnahmen in Wärmeanlagen und –netze gut finanziert und gefördert haben möchte, geht zur Hausbank des Vertrauens. Mit hochqualifizierten Informationen dazu gingen die beiden Fachberater nicht sparsam um, auch wenn der Name ihres Kreditinstitutes dieses suggerieren könnte. Die beiden Agrarkundenberater der Sparkasse Landshut stellten sich den anwesenden Landwirten als ihre Ansprechpartner vor Ort vor: Florian Gerauer steht Kunden im nördlichen Landkreis zur Verfügung, im südlichen Landkreis ist es ab März Martin Stanglmayr. Gerauer erklärte anhand eines warnenden Fallbeispiels aus einem Artikel einer aktuellen Fachzeitschrift, wie man als seriöses Kreditinstitut nicht mit seinen Kunden umgehen dürfe: erst großzügig den Kontokorrentrahmen ausdehnen, dann bei Liquiditätsengpässen Sondertilgungen verlangen, das wäre kontraproduktiv für das Vertrauensverhältnis. Im Kontrast dazu stellte er für eine gute Bank heraus: „Wir reden bei Ihnen zuhause als Partner auf Augenhöhe konstruktiv miteinander und berücksichtigen Ihre ganz individuellen Gegebenheiten auf dem Betrieb. Wir kennen als ausgebildeter Agrarier die jeweiligen Marktbedingungen und legen die Finanzierungen auch in schwierigen Situationen passend und fristgerecht aus.“

Der Leiter der Fördermittelabteilung der Bayerischen Landesbank München, Johannes Siwik, stellte  seine Position in der Hierarchie des Instituts dar. „Ich bin der Schatten der Kollegen vor Ort“ erklärte er bescheiden seinen Support, der sich bei der weiteren Erläuterung als umfangreiches und detailliertes Fachwissen entpuppte, auf das die Mitarbeiter bei Bedarf gerne zugreifen. Er beleuchtete Aspekte zur Förderung und Finanzierung landwirtschaftlicher Objekte, die eine Hausbank in Kooperation mit der KfW-Bank und der landwirtschaftlichen Rentenbank anbieten kann. Während man mit Hilfe der KfW diverse Energieprojekte fördern lassen kann, bietet die Rentenbank neben dem Programm „Energie vom Land“ mehr Möglichkeiten und auch sehr gute Konditionen. Diese unterscheidet bei ihren Zinssätzen und Zuschüssen in Basis- und Top-Konditionen, je nach Investitionsvorhaben und betriebswirtschaftlichen Gegebenheiten. Beispielsweise erhalten sogenannte Junglandwirte bis zu einem Alter von 41 Jahren einen zusätzlichen Zinsbonus. „Auch für Investitionen in Nachhaltigkeit, wie Steigerung der Energieeffizienz, Direktvermarktung oder artgerechte Tierhaltung gelten diese Top-Konditionen“, erläuterte Siwik die Orientierung der Förderung. „Und das ist auch im Sinne von Klimaschutz und regionaler Wertschöpfung“, merkte Regionalmanager Georg Straßer an, der  den Vortragsabend von Seiten der Stadt organisierte.