Die Sonne erhellt ein Gemeinschaftswerk
Zwölf Solarlampen bringen Licht auf die künftige „Grüne Mitte" - Montage ohne Kabel
Vilsbiburg. Es ist ein seltsames Aggregat, das auf seinen Raupenketten über die künftige „Grüne Mitte" rumpelt. Ein langer Arm am vorderen Ende klappt hoch, dann schraubt sich ein metallglänzender Zylinder langsam in die Erde. - So einfach wird ein Fundamtent für eine der zwölf Solarlampen gesetzt, die künftig die Freifläche hinter der Schloßwirtschaft in Haarbach beleuchten werden. Damit setzt man für diese Maßnahme im Rahmen der laufenden Dorferneuerung auf mordernste Technik, wie Architektin Claudia Geilersdorfer bei einem Ortstermin erklärt: Die Lampen sind vom Stromnetz unabhängig, außerdem arbeiten sie mit zukunftsweisender LED-Technik.
Etwas ungewohnt sehen die Solar- LED-Lampen auf den ersten Blick schon aus, ein wenig wie ein mattschwarzes Eis am Stiel: Am oberen Ende sitzt nämlich eine quadratische Verdickung aus acht Photovoltaik- Feldern. Diese Module fangen rundum das Sonnenlicht ein, das später, in elektrische Energie umgewandelt, den Platz beleuchtet. Zwei der Lampen stehen schon seit 22. Mai auf dem weitläufigen Areal zwischen dem mittlerweile großzügig renatuierten Haarbach und der Tattendorfer Straße. „Grüne Mitte" heißt das Projekt, für das die Stadt Vilsbiburg als Finanzier, das Amt für Ländliche Entwicklung als Koordinator und Zuschussgeber und vor allem die Haarbacher Bürger an einem Strang ziehen. In unzähligen Treffen, die seit rund zehn Jahren stattfanden, wurde Maßnahme auf Maßnahme für die Dorferneuerung umgesetzt - mit der „Grünen Mitte" als krönendem Abschluss.
Im vergangenen September starteten die Bauarbeiten auf dem Gelände hinter einem Wirtschaftsgebäude an der Rückfront der Schloßwirtschaft, das die Stadt durch einen glücklichen Umstand kaufen konnte. Seitdem verwandelt sich das Gelände immer mehr in eine Naherholungs-Oase: Ein großer Weiher wurde vor wenigen Wochen von Schulkindern bepflanzt und wird jetzt schon von einem dichten Grüngürtel umsäumt. Auf dem weiten Kiesplatz im Zentrum des Geländes sollen künftig kleine und große Fest stattfinden, auch die Eisstock- Freunde werden im Winter dort einen Platz für ihr Hobby finden. Der Haarbach fristet nicht mehr als besserer Entwässerungsgraben ein Nischendasein, sondern fließt in sanften Kurven durch ein breites begrüntes Bett. „Demnächst wird auch ein Holzsteg montiert, der auf den Weiher hinausführt", läßt Architektin Claudia Geilerdorfer auf den weiteren Zeitplan blicken.
1,60 Meter tiefes Fundament
Währenddessen haben die beiden Arbeiter an einer kleinen Raupenketten- Bohraggregat weitere Fundamente für die Solarlampen jeweils 1,60 Meter tief in die Erde geschraubt. „Notfalls kann man das sogar von Hand machen, es gibt auch entsprechende Vorsatzgeräte für Bagger", macht Hermann Bauer deutlich, der örtliche Beauftragte der Teilnehmergemeinschaft der Dorferneuerung. Es ist also nicht übermäßig kompliziert, den Solarlampen einen sicheren Standplatz zu verschaffen - in die Fundamente werden die Lampenmasten nämlich einfach hineingesteckt und fixiert. „Weil für Solarlampen keine Verkabelung notwendig ist, kann man mit diesem System auch jederzeit die Standorte der Lampen verändern", betont Claudia Geilersdorfer. Schließlich könne es ja sein, dass aus den Erfahrungen der Praxis heraus ein Standort nachträglich verändert werden müsse.
Mit den beiden seit 22. Mai hinter dem Stadel und an der nebenan einmündenden Gasse stehenden Lampen hat man jedenfalls gute Erfahrungen gemacht, wie Bauer und Geilersdorfer übereinstimmend betonen. Der LED-Lichtkopf mit 3200 Lumen und einem hellen, weißen Licht hat eine Lebensdauer von rund 50 000 Stunden, für den Akku werden sechs Jahre prognostiziert. Der Akku speichert über den Tag hinweg die aus der Sonne gewonnene Energie, um sie dann nachts abzugeben. Durch die Rundum-Anordnung der Solarmodule wird unabhängig vom Sonnenstand Energie erzeugt. „Und die Lampen funktionieren auch bei diffusem Licht, also etwas bedecktem Himmel", fügt Claudia Geilersdorfer an. Auch bei einer Schlechtwetterperiode wird es also nicht finster auf der „Grünen Mitte".
Modulares System
Das gesamte System der Lampen ist modular aufgebaut - defekte Bauteile können jeweils einzeln ausgetauscht werden. Man muss also nicht jeweils die ganze Lampe ersetzen, die inklusive Montage pro Stück 2750 Euro kostet. 34 Prozent der förderfähigen Kosten gibt es für die Stadt als Zuschuss im Rahmen der Dorferneuerung zurück, so dass die Installation der Solarlampen am Ende genausoviel kostet wie billigere konventionelle Lampen gekostet hätten.
Die Montage der Lampen war in der vergangenen Woche nur ein kleiner Aspekt der in Haarbach laufenden Arbeiten. Entlang der „Grünen Mitte" wird derzeit die Tattendorfer Straße neu ausgebaut. Im Bereich vor der Gastwirtschaft wird sie gepflastert, um so das historische Ortszentrum am ehemaligen Schloss hervorzuheben. Der weitere Straßenverlauf wird zwar asphaltiert, der Gehweg entlang der Straße wird aber durchgehend mit Pflaster belegt. Am oberen Eck der Freifläche der „Grünen Mitte" ist das Fundament für einen künftigen Pavillon bereits fertig, der einmal alle Anschlüsse für Strom, Wasser und Kanal unter Dach und Fach halten wird. Mit der Fertigstellung der „Grünen Mitte" wird nach vorsichtigen Schätzungen heuer im Herbst gerechnet.
Bildunterschriften von oben
- Eine Art von Naherholungsgebiet wird die „Grüne Mitte" Haarbach sein, wenn sie relativ bald fertiggestellt ist. Mitten im Herzen des Ortes bietet die Infrastrukturmaßnahme den Bürgern dann Raum zur Erholung (beispielsweise am Weiher oder am Flusslauf) oder für Festivitäten (die große Freifläche im Zentrum des Areals). Für das richtige Licht sorgen dabei zwölf Solarlampen, eine davon ist in der Bildmitte zu sehen.
- Acht Solarmodule fangen das Sonnenlicht ein und machen Strom daraus, der in einem Akku gespeichert wird, um die LED-Lampe zu betreiben.
- Mit einer kleinen Spezialmaschine auf Raupenketten können zwei Arbeiter bequem zuerst die Schraubfundamente für die Solarlampen in den Boden drehen und danach dort die Lampen einsetzen.
- Auch die Arbeiten an der Tattendorfer Straße laufen momentan auf Hochtouren.